Hunde im Ring: Kämpfende Vierbeiner verstehen und ihnen helfen
Im gemeinsamen Lebensraum mit Hunden kommt es gelegentlich vor, dass sich unsere Fellnasen in die Wolle kriegen. Auseinandersetzungen zwischen Hunden können äußerst beunruhigend auf uns wirken und sowohl für die Tiere als auch für ihre Besitzer zu Verletzungen führen. Daher ist es wichtig zu begreifen, weshalb Hunde miteinander kämpfen und wie man solche Situationen am effektivsten bewältigt.
Stellen Sie sich vor, Sie spazieren mit Ihrem angeleinten Hund durch einen Park, als unvermittelt ein unbekannter Vierbeiner auftaucht. Allein. Kein Herrchen, kein Frauchen, kein Dogwalker in Sicht. Der Hund wirkt stattlich und kraftvoll, wird etwas aufdringlich und vermittelt Ihnen eine gewisse Bedrohung. Sie beobachten angespannt, wie sich sowohl der fremde als auch Ihr eigener Vierbeiner in alarmierender Haltung präsentieren. Die Ruten stehen senkrecht, die Nackenhaare stellen sich auf, und Sie vernehmen ein tiefes Knurren. Diese unvorhergesehene Begegnung löst bei vielen Hundehaltern einen regelrechten Gefühlsausnahmezustand aus, begleitet von starken Emotionen wie Stress, Hilflosigkeit und Furcht.
Kein Grund zur Panik
Hundepsychologe Martin Rütter weist eindrücklich darauf hin, dass jetzt nicht das Verhalten der Hunde entscheidend ist, sondern das der Menschen. In dieser Situation sollten Sie unbedingt die Ruhe bewahren, damit eine solche Begegnung unter den Vierbeiner so harmlos wie nur möglich ablaufen kann. Will der Mensch sich zwischen die Hunde stürzen und schreit dabei noch, fuchtelt mit den Armen… ja, dann könnte die friedliche Annäherung in einen ernsthaften Kampf eskalieren.
Rütter rät, die Leine Ihres Vierbeiners fallen zu lassen, falls Sie ihn nicht ableinen können oder wollen. Dann sollten Sie einige Schritte Abstand zwischen sich und die Hunde bringen. Das Ziel dieser Aktion: Ihr Hund erhält ausreichend Raum, um sich auf angemessene Weise dem fremden Artgenossen gegenüber zu verhalten, und Sie befreien ihn von der Verantwortung, Sie zu beschützen.
Sind die Vierbeiner ausreichend sozialisiert, kommt es selten zu ernsthaften Kämpfen – gerade dann, wenn sie plötzlich sich selbst überlassen sind. Zu heftigen Raufereien mit mehr oder weniger starken Verletzungen eskaliert es im Allgemeinen dann, wenn es um bedeutende Ressourcen wie ein läufiges Weibchen oder Nahrung geht. Sind beide Hunde angeleint, kann es richtig gefährlich werden. Aber warum?
Auf keinen Fall stehenbleiben!
Beim genaueren Untersuchen der Gründe für ernsthafte Beißvorfälle zwischen Vierbeinern haben Halter die Situation bei Begegnungen mit angeleinten Hunden häufig falsch beurteilt, sagt Martin Rütter. Der Hundetrainer hebt hervor, dass im Grunde viel zu lange zugeschaut wird, wenn sich beide Hunde versteifen, die Nackenhaare aufstellen und einer dem anderen die Schnauze auf den Rücken drückt. Er empfiehlt, sich spätestens jetzt zügig mit dem Hund zu entfernen, und zwar in entgegengesetzte Richtungen – ruhig, bestimmt, ohne zu zögern und gleichzeitig völlig ohne Hektik.
Der Hundetrainer erklärt weiter, dass das gleiche Vorgehen des zügigen Weggehens richtig ist, wenn Ihnen und Ihrem Vierbeiner beim Spaziergang ein frei laufender Hund folgt. Dieser werde vielleicht noch ein paar Meter „dran bleiben“, aber irgendwann dann doch stehen bleiben oder weggehen.
Auch wenn es möglich ist, den anderen Vierbeiner durch Kommandos und eine einschüchternde Körpersprache zu vertreiben, sollten Sie sich Ihrer Sache dabei absolut sicher sein. Der andere Hund muss verstehen, wie ernst es Ihnen ist. Das heißt, Sie müssen vollkommen entschieden und eindeutig agieren. Haben Sie eher wenig Erfahrung damit, rät Martin Rütter von solchen Aktionen ab, um negative Konsequenzen zu vermeiden.
Warum kämpfen Hunde?
Das Phänomen des Kämpfens unter Hunden ist vielschichtig und kann auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden. In erster Linie sind Hunde sozial orientierte Tiere, die oft durch Instinkte und natürliche Verhaltensweisen handeln. Kämpfe können aus unterschiedlichen Gründen entstehen, darunter territoriales Verhalten, Rangordnungskämpfe, Angst oder Unsicherheit, Konkurrenz um Ressourcen wie Futter oder Aufmerksamkeit, oder auch schlichte Missverständnisse in der Kommunikation.
Territoriale Auseinandersetzungen können auftreten, wenn ein Hund sein Revier verteidigt oder wenn zwei Hunde in einem begrenzten Raum aufeinandertreffen. Rangordnungskämpfe können sich entwickeln, um die Hierarchie in einer Gruppe von Hunden zu klären, insbesondere wenn neue Mitglieder hinzukommen.
Angst und Unsicherheit können ebenfalls Auslöser für Kämpfe sein. Ein unsicherer Hund kann in einer beängstigenden Situation aggressiv reagieren, um sich zu schützen. Konkurrenz um begrenzte Ressourcen kann zu Kämpfen führen, wenn Hunde um Futter, Spielzeug oder die Aufmerksamkeit des Besitzers konkurrieren.
Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle Hunde gleich sind, und die Gründe für Kämpfe können individuell variieren. Ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse, Ängste und Persönlichkeiten der beteiligten Hunde ist entscheidend, um Konflikte zu vermeiden oder angemessen darauf zu reagieren.
Kämpfende Rüden versus Hündinnen
Die Aussage, dass Rüden eher Kommentkämpfe führen und Hündinnen eher dazu neigen, sich gegenseitig blutige Wunden zuzufügen und sogar bis auf den Tod zu kämpfen, ist eine Verallgemeinerung und sollte mit Vorsicht betrachtet werden. Das Verhalten von Hunden während Kämpfen kann von verschiedenen Faktoren abhängen, einschließlich ihrer Persönlichkeit, Sozialisation, Erfahrungen und individuellen Umstände.
Rüden neigen manchmal dazu, sogenannte Kommentkämpfe zu führen, bei denen es mehr um Drohungen, Imponiergehabe und das Klären von Rangordnungsfragen geht. Diese Kämpfe können dazu dienen, die Hierarchie innerhalb einer Gruppe zu klären, ohne dass es zu irgendwelchen Verletzungen kommt. Hier spielen oft territoriale und ranghohe Aspekte eine Rolle.
Hündinnen können in manchen Fällen als territorialer oder schützender betrachtet werden, insbesondere wenn es um ihre Welpen geht. In solchen Situationen können Kämpfe intensiver sein, da es um den Schutz des Nachwuchses geht. Dieses Verhalten ist jedoch nicht ausschließlich auf Hündinnen beschränkt und kann auch bei Rüden auftreten, insbesondere wenn es um die Verteidigung von Territorium oder Ressourcen geht.
Es ist wichtig zu betonen, dass individuelle Unterschiede und die Umstände der jeweiligen Situation eine entscheidende Rolle spielen. Nicht alle Rüden führen Kommentkämpfe, und nicht alle Hündinnen neigen dazu, sich gegenseitig schwer zu verletzen. Eine angemessene Sozialisation, frühzeitige positive Erfahrungen mit anderen Hunden und ein verantwortungsbewusster Umgang durch Hundebesitzer können dazu beitragen, aggressive Verhaltensweisen zu minimieren.
Um solche Verhaltensweisen grundsätzlich besser zu verstehen und ihnen vorzubeugen, ist es empfehlenswert, professionelle Hilfe von Hundetrainern oder Verhaltensspezialisten in Anspruch zu nehmen.
Hunde von Konflikten fernhalten
Bei der Zusammenführung von zwei Hunden ist es sehr wichtig, Konflikte von vornherein zu vermeiden. Dies sollte bereits in den frühen Phasen des Treffens geschehen, wenn ein Hund deutlich zeigt, dass er den Artgenossen nicht mag oder keine Interaktion mit diesem wünscht:
- Er leckt die Lefzen.
- Er zeigt die weiße Augenhaut.
- Er gähnt.
- Seine Rute ist nach unten gerichtet oder zwischen den Beinen (zeigt Angst).
Ein aggressiver Hund zeigt andere, bestimmte Verhaltensweisen:
- Er steht still, starrt oder fokussiert.
- Seine Rute ist steil nach oben gerichtet.
- Sein Fell ist gesträubt.
- Er hebt die Lefzen und zeigt die Zähne.
- Er knurrt.
Wenn Sie eines oder mehrere dieser Signale bei Ihrem eigenen oder einem anderen Hund bemerken, sollten Sie am besten einen anderen Weg einschlagen, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Nehmen Sie immer Leckerlis mit, um Ihren oder den anderen Vierbeiner abzulenken, so dass Sie die Möglichkeit haben, der Situation zu entkommen.
Planen Sie einen Besuch mit einem anderen Hund in Ihrem Zuhause oder besuchen Sie das Zuhause eines anderen Hundes? Stellen Sie sicher, dass sich die beiden Hunde auf neutralem Boden außerhalb des Hauses treffen. Lassen Sie den Hunden immer die Möglichkeit, den Raum zu verlassen, wenn sie gestresst sind, und zwingen Sie sie niemals zu einer Interaktion oder zum Spielen.
Was tun, wenn ein Hund aggressives Verhalten zeigt?
Wenn zwei Hunde aggressiv aufeinander reagieren (knurren oder beißen) oder wenn aus einem spielerischen Moment Ernst wird, holen Sie die Hunde so schnell wie möglich aus der Situation heraus. Achten Sie darauf, entschlossen, aber stets ruhig und gelassen aufzutreten, da eine aggressive oder laute Reaktion den Konflikt nur noch weiter anheizen könnte.
- Vermeiden Sie Augenkontakt zwischen den Hunden, indem Sie sich zwischen sie stellen (sofern es sicher ist).
- Bitten Sie den anderen Hundebesitzer, seinen Hund zu sich zu rufen.
- Bewahren Sie Ruhe und vermeiden Sie lautes Schreien. Bitten Sie auch Beobachter, ruhig zu bleiben.
- Mischen Sie sich niemals direkt in den Streit ein: Das Schlagen oder Treten der Hunde verschlimmert die Situation nur noch.
- Gehen Sie weiter und rufen Sie Ihren Hund zu sich, um zu verhindern, dass er sich von Ihnen “unterstützt” fühlt.
- Lenken Sie die Hunde mit Leckerlis ab.
- Verwenden Sie das Kommando “Stopp!” oder “Nein!”
Wann man eingreifen sollte
Nicht jeder Streit zwischen Hunden erfordert unser Eingreifen. Einige Auseinandersetzungen können von den Vierbeinern selbst gelöst werden. Es ist jedoch wichtig, dass wir in der Lage sind, die Intensität des Kampfes zu beurteilen.
Wenn Hunde nicht aufhören zu kämpfen, ist es wichtig, schnell einzugreifen – dies kann das Leben eines Vierbeiners retten. Allerdings ist äußerste Vorsicht geboten, da dies auch sehr gefährlich sein kann. Bitten Sie Personen in der Nähe um Unterstützung und handeln Sie schnell: Sie können kämpfende Hunde trennen, indem Sie dafür sorgen, dass sie ihr Gleichgewicht verlieren – und zwar beide Vierbeiner gleichzeitig! Ergreifen sowohl Sie als auch Ihr Helfer die Hinterbeine eines der Hunde und ziehen Sie die Tiere langsam zu sich. Wenn das Greifen der Hinterbeine zu riskant ist, können Sie alternativ auch einen Mantel, eine Leine oder einen Gürtel verwenden, um den Hund an den Beinen hochzuheben. Sobald die Hunde ihr Gleichgewicht verlieren, können Sie sie voneinander trennen, sie anleinen und an einen sicheren Ort bringen.
Wenn ein Hund den anderen mit seinen Zähnen festhält, ergreifen Sie den Kopf des beißenden Hundes, um zu verhindern, dass er am anderen Vierbeiner zieht. Legen Sie einen Stock zwischen die Zähne des Hundes, sodass er auf beiden Seiten des Mundes herausschaut. Auf diese Weise können Sie das Maul leicht öffnen.
Wenn der beißende Hund den anderen immer noch nicht freigibt, könnte es erforderlich sein, den Hals des beißenden Hundes sanft zusammenzudrücken, um ihn zur Entspannung und zum Loslassen zu bringen. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie diese Maßnahme nur im äußersten Notfall anwenden, wenn das Leben eines Hundes in Gefahr ist. Bedenken Sie, dass das Würgen des beißenden Hundes zur Bewusstlosigkeit führen kann. Diese Maßnahme ist wirklich die absolute Notlösung, um das akut bedrohte Leben eines Hundes zu retten!
Der mögliche Zwischenfall im Urlaub
Es kann natürlich vorkommen, dass es zu einem Zwischenfall zwischen Ihrem und einem anderen Vierbeiner kommt, während Sie im Urlaub sind. In solchen Fällen ist es wichtig, schnell zu handeln und gegebenenfalls professionelle Hilfe einzuholen, um Verletzungen zu behandeln.
Unvorhergesehene Ausgaben entstehen unter anderem im Zusammenhang mit Tierarztbesuchen; sei es aufgrund von Verletzungen durch Kämpfe oder anderen medizinischen Notfällen. Es ist empfehlenswert, eine Hundekrankenversicherung abzuschließen, die die Kosten für tierärztliche Behandlungen abdeckt.
Zusätzlich zur Hundekrankenversicherung ist auch eine Hundehaftpflichtversicherung wichtig und in vielen Bundesländern sogar Pflicht. Diese übernimmt eventuelle Schadensersatzansprüche, falls Ihr Hund einem anderen Tier oder auch einem Menschen Schaden zufügt.
Fazit
Kämpfe zwischen Hunden können beängstigend und gefährlich sein, aber mit Verständnis, Aufmerksamkeit und dem richtigen Training können Sie dazu beitragen, solche Situationen zu vermeiden bzw. effektiv darauf zu reagieren. Vergessen Sie nicht, dass Hunde eine natürliche Hierarchie haben und Ressourcenverteidigung ein normales Verhaltensmuster sein kann. Seien Sie in solchen Momenten ruhig, aber bestimmt, und suchen Sie bei Bedarf professionelle Hilfe von einem Hundetrainer oder einem Tierverhaltenstherapeuten.
Denken Sie daran, dass jeder Hund individuell ist und wie wichtig es ist, dass Sie Ihren Hund und sein Verhalten verstehen, um ihm die bestmögliche Unterstützung zu bieten. Bleiben Sie positiv, verständnisvoll und geduldig.
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Euer 4Pfoten-Urlaub-Team