Gekonnt gegen Giftköder – so schützen Sie Ihren Hund
Teil 2
Das Anti-Giftköder-Training besteht aus drei Übungen, die aufeinander aufbauen. In Teil 1 dieser kleinen Artikelserie haben wir Ihnen die beiden ersten Übungen ausführlich dargestellt. Jetzt geht es um die dritte – die Königsdisziplin: Abruf vom Futter
3. Das Abrufen mit dem „Finger weg!“-Signal
Bisher hat Ihr Vierbeiner gelernt, das Futter nur anzuschauen und es mit einem Sitz anzuzeigen, ohne es herunter zu schlingen. Bei dieser dritten Übung soll er sich auf Ihr Kommando vollständig vom Futter abwenden. Ein einfaches Zurückweichen reicht nicht (mehr) aus! Und: Den Hund mit seinem Namen abzurufen, funktioniert bei der Verlockung eines Leckerbissens nicht immer oder nicht so zuverlässig. Und genau darum geht es hier: um ein zuverlässiges Abwenden und damit die Vermeidung von Gefahr.
Apropos Gefahr beim Gassigehen. Giftpflanzen für Hunde – die unterschätze Gefahr unbedingt lesen.
Folgende Ausstattung benötigen Sie:
– ein einigermaßen interessantes Futter
– eine supertolle Belohnung
– einen Clicker
– für das Training unterwegs: zwei Markierungen, zum Beispiel kleine Verkehrshütchen, Flaschen oder ähnliches
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen
– kurze Trainingseinheiten von jeweils ca. fünf Minuten über den Tag verteilt,
– kleinschrittiges Training, um den Hund nicht zu überfordern und
– Rückkehr zur vorherigen Übung, wenn Ihr Hund die neue Übung offenbar noch nicht versteht und entsprechend nicht umsetzen kann.
Sorgen Sie für ein entspanntes und angenehmes Training ohne Frust!
Fangen wir mit den Grundlagen an: Was heißt „Finger weg!“?
Sie stellen sich vor Ihren Hund. In der rechten Hand halten Sie etwas vom mäßig interessanten Futter, in der linken den Clicker und die supertolle Belohnung. Halten Sie Ihrem Hund beide Hände vor die Nase, aber relativ weit auseinander, damit die Bewegungen Ihres Vierbeiners von einer Hand zur anderen deutlich genug sind.
Halten Sie ihm nun die rechte Hand mit dem mäßig interessanten Leckerli hin. Schnuppert er daran, sagen Sie ganz ruhig und freundlich „Finger weg!“ Alternativ können Sie natürlich andere verbale Abbruchsignale nutzen, zum Beispiel „Gibt‘s nicht!“, „Nix da!“ oder ähnliches. Verwenden Sie kein Abbruchsignal, das Sie in anderen Situationen verwenden. Suchen Sie eines ganz speziell für das Anti-Giftköder-Training aus, damit Ihr Hund im Laufe des Trainings und natürlich auch später den Ernst der Lage (er könnte sich vergiften oder schwer verletzen!) klar versteht.
Warten Sie nun, bis Ihr Hund von Ihrer Hand ablässt. Was er tut, spielt keine Rolle. Er kann zur Seite schauen, am Boden schnuppern, sich hinsetzen, einen Schritt zurückgehen… egal, was er tut, in diesem Moment erfolgt das Click!
Im nächsten Schritt locken Sie ihn mit der supertollen Belohnung in der linken Hand von der rechten Hand weg. Dies ist sehr wichtig, damit Ihr Hund lernt, sich vollständig vom Futter in der rechten Hand abzuwenden. Dann öffnen Sie die linke Hand und lassen ihn die Belohnung genießen. Noch während er frisst, geben Sie das Futter in der rechten Hand frei, zum Beispiel mit einem „Ok“. Sie holen ihn also zur rechten Hand zurück und geben ihm das, was Sie darin versteckt haben.
Sobald diese Schritte perfekt sitzen, geht es zum nächsten Teil der Übung:
Abwenden vom Futter am Boden
Sie legen das nicht ganz so spannende Futter auf dem Boden aus, so dass es – theoretisch – frei zugänglich ist für Ihren Hund. Für diese Übung sollten Sie Ihren Hund mittels Geschirr und Leine (keine Flexileine!) sichern und eine andere Person darum bitten, das Futter auszulegen. Der Abstand zwischen Hund und Futter sollte etwa drei bis vier Meter betragen.
Warten Sie, bis Ihr Hund sich auf das Futter zu bewegt, und geben das Abbruchsignal „Finger weg!“. Dreht er sich zu Ihnen um, clicken Sie und geben ihm die tolle Belohnung. Anschließend erfolgt wieder die Freigabe für das Futter, das am Boden ausgelegt wurde. Diese Sequenz sollten Sie einige Male wiederholen, damit das Verhalten sich festigen kann.
Achten Sie darauf, das Futter am Boden nur dann freizugeben, wenn er sich nach dem Abbruchsignal sofort zu Ihnen umdreht. Hängt er sich in die Leine, um ohne Freigabe heranzukommen, üben Sie zunächst das Abbruchsignal. So lernt Ihr Hund, sich direkt zu Ihnen umzudrehen, weil es sich erst dann wirklich für ihn lohnt.
Hmmmm, Käse! Aber nichts ist besser als…?
Im nächsten Schritt steigern Sie den Reiz des Futters am Boden. Das heißt, Sie nehmen schon etwas Besseres als das nicht ganz so spannende Futter. Und steigern dies immer weiter. Vom Toast zum trockenen Käse, vom trockenen Käse zum frischen, vom frischen Käse zum beliebten Leckerchen, vom Leckerchen zur Scheibe Wurst usw. usw.
Ganz wichtig: Das, was Sie in der Hand halten, also die supertolle Belohnung, muss zunächst immer besser sein als das Futter oder Leckerli, das am Boden liegt!
Ist diese Steigerung endgültig ausgereizt, können Sie die gleiche Sorte Mega-Leckerli nehmen und Ihrem Hund aus der Hand eine größere Menge anbieten. Er muss schlussendlich begreifen, dass es sich immer lohnt, vom Futter am Boden abzulassen und sich Ihnen zuzuwenden.
Simulation: Spaziergang an der Leine
Um die Übung „Finger weg!“ nach und nach in den täglichen Spaziergang zu integrieren, stecken Sie sich zunächst mit zwei Markierungen eine kurze Laufstrecke in Form einer geraden Linie von vier bis fünf Metern ab. Für die Start- und Ziel-Markierungen können Sie alles mögliche verwenden, das gut zu sehen ist, zum Beispiel zwei Verkehrshütchen, größere Steine, PET-Flaschen etc. Auf ungefähr halber Strecke legen Sie das Futter etwa einen bis zwei Meter von der geraden Linie entfernt auf den Boden.
Gehen Sie jetzt gemeinsam mit Ihrem Hund von der Start-Markierung los in Richtung Ziel-Markierung – wie bei einem normalen Spaziergang. Bewegt er sich in Richtung Futter, sagen Sie das Abbruchsignal, zum Beispiel „Finger weg!“. Wendet er sich vom Futter ab, clicken Sie einmal, loben Sie ihn und gehen dann mit ihm gemeinsam zur Ziel-Markierung. Dort wird Ihr Hund mit einem Leckerchen belohnt, bevor Sie das Futter am Boden freigeben. Mit der Zeit werden Sie feststellen, dass Ihr Hund zwar zum Futter schaut, sich dann aber sofort abwendet und an Ihnen orientiert. Das sollten Sie ebenfalls mit Click, Lob und anschließender Belohnung feiern!
Und das Ganze nun auch ohne Leine und unter verschärften Bedingungen
Im nächsten Schritt üben Sie diese Sequenz ohne Leine. Letzten Endes soll Ihr Hund lernen, sich auch ohne die kontrollierende Leine und beim Freilauf zuverlässig von einem potenziellen Giftköder abzuwenden. Funktioniert es auch ohne Leine, verschärfen Sie das Training, indem Sie wie bei der Übung zuvor den Reiz des Futters am Boden immer mehr erhöhen.
Überlegen Sie, was Ihnen bei einem Gassigang gelegentlich am Wegesrand auffällt: halb aufgegessene Burger, ein weggeworfenes Schulbrot, Sandwich-Verpackungen und natürlich auch die „klassischen“ Ködervarianten wie Fleischbällchen und Würstchen. Verwenden Sie im Laufe des Trainings genau solche Dinge als „Futter am Boden“. Das gesamte Anti-Giftköder-Training soll unter kontrollierten Bedingungen so realistisch wie möglich ablaufen, damit Ihr Hund später beim Spaziergang „denkt“:
„Ach guck, ein Würstchen! Ich setz mich mal davor und warte, ob Frauchen das freigibt. Nein, sie ruft mich ab. Ok, dann lass ich es halt liegen…“
Der echte Spaziergang
Bauen Sie das Training nun in Ihren üblichen Spaziergängen und Gassirunden ein. Bitten Sie eine Person, Futter auszulegen, und trainieren Sie mit Ihrem Hund, dass er sich auf Ihr „Finger weg!“ von dem Futter abwendet. Belohnen und loben Sie ihn und geben Sie das Futter am Boden frei.
Sorgen Sie für kurze Trainingseinheiten von wenigen Minuten Dauer, die Sie über den Tag verteilen. So bleiben Motivation und Spaß erhalten. Und auch hier gilt: Hören Sie auf, wenn es am schönsten ist, damit Ihr Hund mit einem guten Gefühl aus dem Training herausgeht.
Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar 🙂
Euer 4Pfoten-Urlaub-Team