Gelassenheit bei Hundebegegnungen Teil 2: Alternative Vorgehensweisen
Im ersten Artikel unserer Reihe „Entspannte Hundebegegnungen“ haben wir Ihnen einige wichtige grundsätzliche Informationen gegeben. Nach und nach gehen wir in unserer Artikelserie in die Tiefe und zeigen Ihnen vor allem neue Ansätze, wie Sie zukünftige Hundebegegnungen ganz ohne Stress und Frust erleben können. Viel Spaß beim Lesen!
Welchen Hundecharakter hätten Sie gern?
Für viele Hundebesitzer stellt der Umgang mit Hundebegegnungen eine Herausforderung dar, während sie doch so gern entspannte Spaziergänge mit ihren Vierbeinern genießen möchten. Es ist allgemein bekannt, dass viele Hunde Schwierigkeiten bei solchen Begegnungen haben.
Die hohe Anzahl von Hunden und die unterschiedlichen Standpunkte bezüglich unserer tierischen Begleiter, in Kombination mit veralteten Erziehungsmethoden, tragen zur Problematik bei. Früher galt der Hund als reiner Befehlsempfänger, der auf Anweisung sofort und korrekt reagieren sollte. Heutzutage wünschen wir uns einen ruhigen und souveränen Hundepartner an unserer Seite, der eigenständig und zufrieden mit uns durch die Welt geht und sich dabei sozial adäquat verhält.
Um eine tiefere Verbindung und partnerschaftlichen Umgang mit unseren Fellnasen zu erreichen, benötigen wir neue Herangehensweisen jenseits der traditionellen Gehorsamsmethoden. Welche „Art“ von Hund wünschen Sie sich? Wie viel Kontrolle wollen Sie ihm überlassen, wie viele Entscheidungen darf er allein treffen? Wenn Sie sich einen eigenständigen Vierbeiner wünschen, der sich dennoch „gesellschaftstauglich“ verhält, dann dürfte dieser Artikel hoch interessant für Sie sein!
Hinterfragen Sie die bisherigen Hundebegegnungen
Nehmen Sie und Ihr Vierbeiner an Spielgruppen teil? Besuchen Sie regelmäßig Hundewiesen oder gehören Sie zu einer Gassigruppe? Und wissen Sie, ob Ihr Hund in dieser Gesellschaft wirklich glücklich ist? Der Wille ist da, schließlich sollen die Vierbeiner gutes Sozialverhalten lernen.
Bitte beobachten Sie Ihre Fellnase sorgfältig, ob er nicht doch eher gestresst oder gar überfordert ist. Umgekehrt sollten Sie den Vierbeiner nicht konsequent von anderen Artgenossen isolieren. Hunde, die ohne Kontakte zu anderen Fellnasen leben, verkümmern in ihrem Ausdruck, und das gegenseitige Kennenlernen wird immer schwieriger.
Beachten Sie: Gute Hundekontakte sind sehr wichtig für Ihren treuen Begleiter. Unangenehme Erfahrungen sollten aber möglichst vermieden werden.
Wie sehen gute Hundebegegnungen aus?
Wenn die Vierbeiner sich in sanften Bewegungen annähern und behutsam Kontakt aufnehmen, ist das ein optimaler Start. Die Analregion können Sie getrost als „Kontaktzentrale“ betrachten – hier wird zum ersten Kennenlernen regelmäßig und ausgiebig geschnüffelt. Wird diese Region vom Hund bedeckt, sollte sein potenzieller neuer Freund das sofort verstehen und akzeptieren.
Entzieht sich einer der Vierbeiner dem Kontakt und setzt als Stresssignal Urin ab, sollte dies ebenfalls vom Artgenossen hingenommen werden. Nicht immer werden diese Signale erkannt. Daher ist es wichtig, dass Sie sie ebenfalls sehen, richtig deuten und Ihren Hund entsprechend unterstützen.
Was können Sie konkret tun?
Ist Ihr Hund nicht angeleint, gehen Sie langsam ein Stück weiter. Drehen Sie sich in die Richtung, in die Sie weitergehen möchten. Schauen Sie ruhig über die Schulter, um zu sehen, was die Vierbeiner tun.
Bleiben Sie nicht bei den Hunden. Damit verringern Sie deren Aktionsradius und zwingen die Tiere möglicherweise länger in den Kontakt, als diese es sich wünschen würden.
Wählen Sie die Hundebegegnungen aus – mit Blick auf die Interessen Ihres Vierbeiners
Wenn Ihr netter Nachbar oder Ihre gute Bekannte ebenfalls einen Hund haben, ist es einfach, Kontakt zwischen den Vierbeinern herzustellen. Aber schauen Sie genau hin: Passen die beiden zueinander? Kann sich eine Freundschaft entwickeln?
Wenn die beiden Fellnasen unterwegs gemeinsam Spuren untersuchen, miteinander spielen und sich immer wieder entspannt in lockeren Bewegungen annähern, sind das wundervolle Anzeichen. Wenn sie sich aber an ihren Halter heften oder sich deutlich entfernen, eine steife Körperhaltung zeigen oder sich gar wegducken, wenn der Artgenosse sich nähert… tja, dann können die beiden sich nicht wirklich gut leiden, und der Kontakt zählt nicht zu den guten Erfahrungen.
Oder gehört Ihr Vierbeiner zu denen, die Artgenossen per se einfach nur doof finden? Das muss nicht so bleiben; es gibt einige gute Ansätze, seine Neugier zu wecken und seine Bereitschaft zu schulen, mit anderen Hunden gut umzugehen.
Darauf gehen wir in einem späteren Artikel noch genauer ein.
Hundebegegnungen: Stress vermeiden mittels sinnvoller Strategien
Falls Ihr Hund regelmäßig ausrastet, sobald er einem Artgenossen begegnet, ist es absolut nicht sinnvoll, solche Situationen immer und immer wieder zu erleben. Sie überfordern den Vierbeiner; zusätzlich trainiert er das Ausflippen regelrecht.
Versuchen Sie zu Beginn des Trainings, Hundebegegnungen zu vermeiden oder zu umgehen. Das klingt jetzt widersprüchlich, richtig? Wie soll Ihre Fellnase Hundebegegnungen trainieren, wenn er keine Artgenossen trifft? Doch es geht zunächst darum, ihm unnötigen Stress zu ersparen, denn auch die Häufigkeit der Begegnungen spielt eine wichtige Rolle im Training.
Das Training ohne Hundebegnungen
Fangen Sie mit dem Training außerhalb der eigentlichen Situation an. Üben Sie das Handling mit Leine und Leckerchen sowie Bewegungsmuster. Befassen Sie sich ausgiebig mit dem Thema Belohnung, denn nicht selten werden hier schon die ersten Fehler gemacht.
Belohnungen …
- werden dem Hund nach dem Start eines bestimmten Verhaltens angeboten, um seine Bedürfnisse zu befriedigen und die Situation zu verbessern,
- sollen als Verstärker das gezeigte Handeln festigen und dafür sorgen, dass dieses zukünftig häufiger, schneller, länger, intensiver gezeigt wird,
- sollen die Bedürfnisse erfüllen, damit sie den verstärkenden Effekt zeigen,
- bestehen aus vielen unterschiedlichen Möglichkeiten wie Futtersuche, Interaktion mit dem/der Halter/in, Bewegung, Schnüffeln, Buddeln und vieles mehr.
Trainieren Sie mit Ihrem Vierbeiner außerdem das Laufen an durchhängender Leine. Das Bei-Fuß-Gehen ist damit nicht gemeint; es geht schlicht darum, Laufmuster zu üben, um im Fall des Falles einer unerwünschten Hundebegegnung mühelos ausweichen, weg- oder vorbeizukommen. Trainieren Sie Kehrtwendungen, Bögen und Schlangenlinien in vielen unterschiedlichen Situationen. Und sorgen Sie für viel Spaß auf beiden Seiten der Leine!
Und wenn nun doch ein anderer Hund im Training auftaucht?
Das kommt vor, natürlich. Egal, wie sorgfältig man nach einer ruhigen Gegend zum Üben sucht. Ihr Vierbeiner ist noch nicht bereit für eine gesellschaftsfähige Annäherung? An dieser Stelle hilft ein so genannter Verhaltensunterbrecher, den Sie sorgfältig trainiert haben sollten. Der Unterbrecher darf Ihre Fellnase natürlich weder einschüchtern noch ängstigen. Er soll ihm nur signalisieren, dass dieses Verhalten von Ihnen nicht erwünscht ist. Und ihn stoppen.
Wichtig: Ihr Hund hat bei Begegnungen mit Artgenossen ungeeignete Strategien entwickelt, die Sie stoppen müssen. Nur so ist er in der Lage, neue Strategien zu erlernen. Bleiben Sie dabei immer freundlich!
Mögliche Unterbrecher sind beispielsweise:
- Ein anderes Signal zu geben, das mit dem aktuellen, unerwünschten Verhalten des Hundes nicht vereinbar ist. z. B. Frauchens Hand zu berühren („Handtouch“) statt in Nachbars Garten zu buddeln.
- Einen Break setzen zwischen dem unerwünschten Verhalten und der Belohnung für erwünschtes anderes Verhalten. Dabei ist interessant zu wissen, dass das unerwünschte Verhalten in der Regel mit einer Bewegung nach vorn gekoppelt ist. Dazu zählt zum Beispiel auch das Anspringen von Personen.
Etablieren Sie beispielsweise das Signal „Stopp!“ in Verbindung mit einem Griff ins Geschirr. Dosieren Sie diesen Unterbrecher in kleinen Maßen und achten Sie darauf, dass es nicht in bestrafendes Handeln umschlägt. Müssen Sie diesen Unterbrecher in derselben Situation zweimal einsetzen, bieten Sie Ihrem Vierbeiner eine Veränderung an (stärkere Belohnung o.ä.) oder verlassen Sie gegebenenfalls die Situation, denn Ihr Hund hat jetzt in diesem Moment offensichtlich keine alternative Strategie in petto. - Hemmen durch angstauslösende Reize wie Zisch-Geräusche, Wasserduschen aus der mitgenommenen Flasche, Anwerfen mit Trainingsdiscs oder einem Schlüsselbund, Leinenrucks, Piekser in die Seite… Tatsächlich funktionieren diese Strafmethoden grundsätzlich. Doch ist es das, was Sie möchten? Wie wollen Sie von Ihrem treuen Vierbeiner wahrgenommen werden? Wie möchten Sie mit ihm arbeiten? Und welche Konsequenzen haben Ihre Maßnahmen? Wird Ihr Hund gern neben Ihnen gehen, wenn er lernt, dass dies für ihn durchaus unangenehm, wenn nicht sogar schmerzhaft sein kann?
Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar 🙂
Euer 4Pfoten-Urlaub-Team