Hundegeschirre und ihre unterschiedlichen Varianten

Hundegeschirre und ihre unterschiedlichen Varianten

Hundegeschirr
4Pfoten-Urlaub Hund mit Geschirr

Für viele Hunde ist die Leine am Geschirr eine echte Alternative zur Leine am Halsband. Die Entscheidung für oder gegen ein Hundegeschirr hängt von verschiedenen Faktoren ab und ist naturgemäß auch Ansichtssache. In einem vorherigen Artikel haben wir die Gründe für und gegen ein Hundegeschirr etwas näher beleuchtet.

In diesem Artikel stellen wir Ihnen unterschiedliche Varianten von Hundegeschirren vor. Keines davon kann als DAS optimale Geschirr für alle Vierbeiner betrachtet werden. Denn jedes bringt seine eigenen Vor- und Nachteile mit sich. Hinzu kommen die unterschiedlichen Ansprüche des Halters, beispielsweise hinsichtlich des Einsatzzweckes, sowie die unterschiedlichen Körperformen der Vierbeiner.

Suchen Sie das richtige Geschirr bitte sorgfältig aus und berücksichtigen Sie die jeweiligen Vorteile ebenso wie die Nachteile der unterschiedlichen Modelle.

Das Y-Geschirr

Die Bezeichnung „Y-Geschirr“ leitet sich von der Anordnung der Gurte ab, die sich an einem Punkt auf dem Rücken des Hundes treffen und dann nach unten zum Brustgurt verlaufen, wodurch sie die Form eines “Y” bilden. Diese spezifische Anordnung der Gurte bietet eine gute Balance zwischen Komfort, Bewegungsfreiheit und Kontrolle für den Hund.

Die Vorteile des Y-Geschirrs

  • Die Schulterblätter werden in ihrer Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt.
  • Da das Geschirr vorn auf dem Brustbein aufliegt, beeinträchtigt es nicht die Atmung.
  • Die verkreuzten Gurte sorgen für einen sicheren Halt des Geschirrs; der Hund kann es nicht ohne weiteres abstreifen.

Die Nachteile des Y-Geschirrs

  • Ein Y-Geschirr aus ungeeignetem Material kann stark scheuern und dadurch zu kahlen Stellen im Fell des Hundes führen.
  • Die Einstellung der Schulterstege ist entweder nicht möglich oder stark begrenzt.
  • Hunde mit einem schmalen Brustkorb haben das Problem, dass der Bauchsteg des Geschirrs auf eine Seite neben das Brustbein rutscht. Allerdings gibt es inzwischen Y-Geschirre, die speziell für Windhunde entwickelt wurden und damit auch anderen Hunden mit einem schmalen Brustkorb passen.
  • Der Mittelsteg des Geschirrs kann sich, abhängig von der Passform, am Bauch verschieben und neben das Brustbein rutschen. Dadurch entsteht ein unangenehmer Druck unter den Achseln des Hundes, insbesondere wenn Zug ausgeübt wird. Dies kann das Gangbild des Hundes beeinträchtigen.

Das H-Geschirr

4Pfoten-Urlaub Hundegeschirr
4Pfoten-Urlaub Hundegeschirr

Dieses Modell gilt wahrscheinlich als das gebräuchlichste Führgeschirr für Hunde. In geöffnetem Zustand nimmt es die Form des Buchstabens “H” an. Es besteht aus einem Rückensteg, an dem zwei Schlaufen befestigt sind. Eine Schlaufe führt um den Hals und die andere um den Brustkorb. Zusätzlich verbindet ein Gurt die beiden Schlaufen zwischen den Vorderbeinen miteinander.

Die Vorteile des H-Geschirrs

  • Der Hund hat uneingeschränkte Bewegungsfreiheit, da seine Schulterblätter ungehindert drehen können.
  • Die meisten Modelle verfügen über einen Ring an der Vorderseite, der es ermöglicht, den Hund auch vorne anzuleinen. Dies erschwert das Ziehen; ein gegebenenfalls hilfreiches Feature beim Training der Leinenführigkeit.

Die Nachteile des H-Geschirrs

  • Es ist wichtig, dass der Halsgurt richtig sitzt und den Hund nicht würgt oder die Luftröhre beeinträchtigt. Eine angemessene Passform des Halsgurts ist unerlässlich.
  • Damit das Führgeschirr richtig sitzt, ist eine ideale Einstellung erforderlich. Dank der vielen Verstellmöglichkeiten gelingt dies in der Regel gut. Allerdings kann es sein, dass das Führgeschirr nicht richtig sitzt, wenn der Rückensteg zu kurz ist, unabhängig von den anderen Einstellungen.
  • Falls das Gurtband nicht ausreichend breit ist, kann es bei Belastung schmerzhaft auf den Kehlkopf oder das Brustbein drücken und potenziell Verletzungen verursachen.
Bitte beachten Sie: Die meisten H-Modelle sind mit einem vorderen Ring ausgestattet. Es ist wichtig zu vermeiden, dass dieser Ring am Körper des Hundes Druck ausübt. (Noch) stark ziehende Hunde, sollten das Geschirr daher nicht dauerhaft tragen. Alternativ kann der Hund vorne angeleint werden, um das Geschirr als Trainings- oder Erziehungshilfe zu verwenden.

Das X-Geschirr

Diese Art von Geschirren verlaufen überkreuzt auf dem Rücken und in den meisten Fällen auch am Bauch, wodurch sie ein X-Muster bilden. Dadurch entfällt ein separater Rückensteg. Sie liegen daher in der Regel direkt auf den Schulterblättern auf und sitzen eng an der Achsel. Dort, wo die Schlaufen sich treffen, befindet sich der Ring, an dem die Leine eingehakt wird.

Die Vorteile des X-Geschirrs

  • Durch die Überkreuzung der Gurte erhält das Geschirr eine höhere Stabilität.
  • Es ist auch für Hunde mit schmalem Brustkorb geeignet, bei denen ein Y-Geschirr oft schnell verrutscht.

Der Nachteil des X-Geschirrs

  • Da der Brustriemen direkt über dem Brustkorb verläuft, kann es bei einem energiegeladenen Hund, der viel rennt und spielt, zu Problemen kommen. Die Weitung der Rippen während schneller Atmung kann eingeschränkt sein, wodurch der Hund möglicherweise nicht so tief einatmen kann.

Das Norwegergeschirr

4Pfoten-Urlaub Hundegeschirr
4Pfoten-Urlaub Norwegergeschirr

Der waagerechte Brustgurt dieses Geschirrs ist auf beiden Seiten mit dem Rumpfgurt verbunden. Dieser Rumpfgurt verläuft hinter den Vorderbeinen um den Brustkorb. Auf der Rückenseite dieses Geschirrs befindet sich oft eine Schlaufe, an der man den Hund festhalten kann.

Die Vorteile des Norwegergeschirrs

  • Das An- und Ausziehen des Geschirrs ist einfach und unkompliziert. Es wird über den Kopf gezogen und der Brustgurt geschlossen. Das ist alles, was getan werden muss.
  • Durch das Fehlen eines Gurtes zwischen den Vorderbeinen eignet sich dieses Geschirr besonders gut für sensible Hunde, die sich sonst vielleicht schnell eingeengt fühlen.
  • Hat der Hund eine frische Operationsnarbe, stellt dieses Geschirr eine geeignete Alternative zum normalen Geschirr dar.

Die Nachteile des Norwegergeschirrs

  • Der Quergurt bereitet dem Hund Unbehagen und stellt eine Behinderung dar, da er die natürliche Bewegung der Vorderbeine einschränkt.
  • Norwegergeschirre haben oft eine schlechte Passform und rutschen dadurch häufig. Um dies zu vermeiden, werden sie oft sehr eng eingestellt, was neben einer beeinträchtigten Atmung weitere negative Auswirkungen haben kann. Wenn zum Beispiel Zug auf das Geschirr ausgeübt wird, drückt die Geschirrkante wiederholt auf die gleichen Dornfortsätze der Wirbelsäule, was zu anhaltenden Druckstellen und Verspannungen führen kann. Dies kann für den Hund äußerst schmerzhaft sein.
  • Für ängstliche oder unruhige Hunde sind diese Geschirre nicht geeignet. Die Hunde können sich leicht aus dem Geschirr herauswinden; es besteht ein erhöhtes Risiko, dass sie entwischen.

Das Sattelgeschirr

Das Sattelgeschirr weist eine ähnliche Konstruktion wie das Norwegergeschirr auf, jedoch verfügt es über eine breitere Rückenplatte im Schulterbereich.

Die Vorteile des Sattelgeschirrs

  • Das Ausziehen des Geschirrs ist höchst einfach.
  • Aufgrund seiner Konzeption für Wanderungen, das Hochheben des Hundes und sportliche Aktivitäten ist das Sattelgeschirr in der Regel äußerst strapazierfähig.

Die Nachteile des Sattelgeschirrs

  • Ähnlich wie beim Norwegergeschirr beeinträchtigt der Quergurt beim Sattelgeschirr die bequeme und natürliche Bewegung der vorderen Gliedmaßen des Hundes.
  • Unter dem Sattel kann sich Wärme oder Feuchtigkeit ansammeln.
  • Das Sattelgeschirr ist eher simpel konstruiert. Dadurch mangelt es an Anpassungsmöglichkeiten; das Geschirr ist nicht für jede Hundefigur geeignet.
  • Liegt der Brustgurt unmittelbar auf den Schulterblättern auf oder ist der Bauchgurt zu weit vorn positioniert, führt dies zu einer unbequemen Passform des Geschirrs für den Hund.
  • Ist das Geschirr nicht optimal angepasst, kann es aufgrund des begrenzten Körperkontakts leicht verrutschen.
  • Ähnlich wie beim Norwegergeschirr besteht die Möglichkeit, dass die Kante des Geschirrs auf die Wirbelsäule drückt und dadurch unangenehme Schmerzen verursacht.
  • Ähnlich wie beim Norwegergeschirr ist es vergleichsweise leicht für den Hund, sich aus dem Geschirr zu befreien.

Das Step-in-Geschirr

Ein Step-in-Geschirr verfügt über zwei Zugänge, die es dem Hundeführer ermöglichen, das Geschirr ohne Über-den-Kopf-Ziehen anzulegen. Das Geschirr wird auf den Boden gelegt, und der Hund tritt mit seinen Vorderbeinen in die beiden Schlaufen. Anschließend wird das Geschirr hochgezogen und am Rücken mit den Klickverschlüssen gesichert.

Der Vorteil des Step-in-Geschirrs

  • Es ist sehr leicht anzuziehen und zu schließen.

Die Nachteile des Step-in-Geschirrs

  • Aufgrund seiner Konstruktion bietet dieses Geschirr nie eine wirklich gute Passform. Bei Bewegung verrutscht es grundsätzlich.
  • Die Gurte verlaufen eng unter den Achseln und verursachen in diesem empfindlichen Bereich Reibung und damit möglicherweise Scheuerstellen.
  • Aufgrund seiner flexiblen Beschaffenheit kann der Hund sich relativ mühelos aus dem Geschirr befreien.

Besondere Geschirre für spezielle Anforderungen

Das Sicherheitsgeschirr

4Pfoten-Urlaub sicheres Geschirr für z.B. Tierschutzunde
4Pfoten-Urlaub Sicherheitsgeschirr

Das Sicherheitsgeschirr ist ideal für Hunde, die aufgrund von Angst, temperamentvollem Verhalten, Aggression oder starkem Jagdtrieb dazu neigen, sich aus anderen Geschirren zu befreien. Es verfügt über ein verlängertes Rückenstück, an dem ein zusätzlicher dritter Gurt angebracht ist. Dieser wird hinter dem Brustkorb geschlossen. Da die Taille des Hundes schmaler ist als der Brustkorb, wird verhindert, dass der Hund aus dem Geschirr schlüpfen kann.

Sicherheitsgeschirre werden für ängstliche und unsichere Tierschutzhunde dringendst empfohlen und von den vermittelnden Vereinen nicht selten als Auflage für die Übergabe genannt. Ein Sicherheitsgeschirr kann auch für den Aufenthalt in unbekannten Regionen hilfreich sein, um dem verunsicherten oder aufgeregten Vierbeiner – beispielsweise im Urlaub mit Hund – mehr ruhige Gelassenheit zu vermitteln.

Geschirre für spezifische Rassen

Spezielle Geschirre werden entwickelt, um den besonderen Bedürfnissen bestimmter Hunderassen gerecht zu werden und ihre individuellen Körpermerkmale zu berücksichtigen. Ein Beispiel dafür sind Mops-Geschirre, die ein besonders kurzes Rückenstück aufweisen. Es gibt auch Geschirre, die speziell für Chow-Chows entwickelt wurden, um deren breite Brust zu berücksichtigen. Darüber hinaus sind Windhund-Geschirre an die schmale Taille dieser Hunderasse angepasst.

Fazit zum Hundegeschirr

Die Auswahl des richtigen Hundegeschirrs ist von verschiedenen Faktoren abhängig, darunter die individuellen Bedürfnisse des Hundes, der Einsatzzweck und die Körperform des Hundes. In diesem Artikel wurden verschiedene Varianten von Hundegeschirren vorgestellt, von denen jedes seine eigenen Vor- und Nachteile hat.

Das Y-Geschirr bietet eine gute Balance zwischen Komfort, Bewegungsfreiheit und Kontrolle. Es beeinträchtigt die Atmung nicht und bietet einen sicheren Halt, kann jedoch scheuern und bei Hunden mit schmalem Brustkorb zu Problemen führen.

Das H-Geschirr ermöglicht uneingeschränkte Bewegungsfreiheit und hat oft einen Ring an der Vorderseite, der das Ziehen erschwert. Die richtige Einstellung des Halsgurts ist wichtig, um Würgen zu vermeiden.

Das X-Geschirr bietet Stabilität und eignet sich gut für Hunde mit schmalem Brustkorb, kann aber bei energiegeladenen Hunden die Atmung einschränken.

Das Norwegergeschirr ist einfach anzulegen, eignet sich für sensible Hunde, kann aber die Bewegung der Vorderbeine einschränken und schlecht sitzen.

Das Sattelgeschirr ist strapazierfähig, kann aber die Bewegung der Vorderbeine beeinträchtigen und rutschen.

Das Step-in-Geschirr ist leicht anzuziehen, bietet jedoch keine gute Passform und kann scheuern.

Es gibt auch spezielle Geschirre für besondere Anforderungen und bestimmte Hunderassen.

Bei der Auswahl eines Hundegeschirrs ist es wichtig, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Modelle sorgfältig abzuwägen und die individuellen Bedürfnisse des Hundes zu berücksichtigen. Gegebenenfalls kann auch die Anfertigung eines maßgeschneiderten Geschirrs eine gute Option sein, um die perfekte Passform und den Komfort für den Hund zu gewährleisten.

Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar 🙂

Euer 4Pfoten-Urlaub-Team

2 Kommentare zu „Hundegeschirre und ihre unterschiedlichen Varianten“

  1. Sehr guter Artikel.

    Trotzdem bin ich überfragt.Ich habe ein Geschirr beim Hundeladen vom Sattler maß anfertigen lassen (könnte ein H Geschirr sein), bin da unsicher aber ich finde es sitzt nicht richtig. Da ist ein schmaler Steg der vom Hals die beiden Riemen um Brustbereich verbindet. Das Geschirr und je nach seinem Richtungswechsel 30 Kilo Junghund Labrador Rüde rutsch das Geschirr nach rechts oder links.

    Bei online Bestellungen viele schon zurückgesandt da oft das Leder sehr hart ist. Die anderen Geschirre aus Nylon oder so gefallen mir nicht so außer im Sommer zumSchwimmen. Ich habe ein recht lebhaften Labrador Rüden 1 Jahr alt. Der muss erst sein Rüpel Verhalten ablegen damit er Ruhig an einem Halsband laufen kann. LG Sonja

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