Immer der Nase nach: Mantrailing für die Meister des Schnüffelns
In unserer Kategorie „Hundesport“ stellen wir Ihnen heute das Mantrailing vor. Das Mantrailing unterscheidet sich von der Fährtensuche, daher widmen wir beiden Sportarten jeweils einen eigenen Artikel.
Das Mantrailing hat seine Wurzeln in den USA. Ursprünglich wurden in erster Linie Bloodhounds dafür eingesetzt. Längst hat sich gezeigt, dass das Mantrailing eine optimale Auslastung und einen ganz besonderen Spaß für unsere Hunde darstellt, denn sie dürfen dabei genau das tun, was den allermeisten von ihnen das liebste ist: Schnüffeln, schnüffeln, schnüffeln.
Was genau ist Mantrailing?
Der Begriff Mantrailing bedeutet übersetzt „einen Menschen suchen“ bzw. „die Spur eines Menschen verfolgen“. Mantrailer werden daher auch Personenspürhunde genannt. Die Ausbildung dazu wird heute fast weltweit angeboten. Es gibt die hoch professionellen Mantrailer unter anderem bei der Polizei sowie bei Rettungshundestaffeln. Und immer mehr Hunde üben diese Aktivität gemeinsam mit ihrem Menschen als hundgerechtes Hobby aus.
Der mantrailende Hund verfolgt die Spur einer bestimmten Person. Grundlage dafür ist eine Geruchsprobe, auch als Individualgeruch bezeichnet. Beispiele für Geruchsproben sind getragene Kleidungsstücke, eine verwendete Haarbürste oder ähnliches.
Konya, die griechische Brackenmix-Hündin meiner Bekannten Heike, nimmt sehr gern am Mantrailing teil. Die Geruchsproben, anhand derer sie die jeweilige Person aufspüren soll, werden mit der Zeit immer anspruchsvoller. So wurde ihr einmal ein Steinchen vor die Nase gehalten, die diese Person kurz berührt hatte. Ein anderes Mal wurde ein kleines Gläschen aufgeschraubt, in die die Person hineingepustet hatte. Kein Problem für Konya – sie hat bisher noch jeden gefunden!
Während der Hund sich auf die Suche macht, wird er von seinem menschlichen Partner an einer etwa zehn Meter langen Schleppleine geführt, die an einem gut sitzenden Brustgeschirr befestigt ist. Der Mensch bleibt dabei immer hinter seinem Hund und darf fasziniert beobachten, wie gut sein Vierbeiner diesen einen Individualgeruch aus den Trillionen anderen herausfiltern kann, ohne sich ablenken zu lassen!
Die hohe Kunst des hundischen Riechens…
Der Individualgeruch eines Menschen ist genauso einzigartig wie sein Fingerabdruck. Er setzt sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammen, darunter
- die etwa 40.000 Hautzellen, die der Mensch pro Tag verliert,
- die Ausscheidungen über den Atem- und Verdauungstrakt sowie über Haut und Schleimhäute,
- die Stoffwechselprodukte, die über die Zersetzung abgestoßener Zellen abgesondert werden,
- genetische Merkmale und
- individuelle Faktoren wie die persönlichen Lebensumstände, Ernährung etc.
Es ist nicht nur die Tatsache, dass ein Hund etwa 250 Millionen Riechzellen besitzt (wir Menschen nur etwa fünf Millionen) und sein Riechhirn zehn Prozent seines gesamten Gehirns ausmacht (bei uns Menschen ist es nur ein Prozent).
… und die noch höhere Kunst des räumlichen Riechens
Hinzu kommt außerdem die verblüffende Fähigkeit des Hundes, in „Stereo“ zu riechen, auch räumliches Riechen genannt.
Das heißt, dass die beiden Nasenlöcher des Hundes Gerüche getrennt verarbeiten können. Hunde sind in der Lage, einen Duft zu orten, ohne den Kopf drehen zu müssen. Sie erkennen mühelos, in welche Richtung die frischere Spur führt und wo sich die ältere befindet. Zwischen den Zuständen „frisch“ und „alt“ liegen oft nur Sekundenbruchteile:
Alt = aus welcher Richtung kam die Person?
Frisch = in welche Richtung ist sie weitergegangen?
Besonders faszinierend in diesem Zusammenhang: Während des Trailens schüttelt der Hund immer wieder einmal den Kopf oder den Körper. In diesem Augenblick holt er sich den ursprünglich aufgenommenen Individualgeruch erneut hervor, um die alten und frischen Spuren damit neu vergleichen zu können.
Die Ausbildung des Hundes zum Mantrailer
„Ich dachte ganz zu Beginn der Ausbildung, dass Konya erst einmal überhaupt kapieren muss, was sie gleich zu tun hat“, erzählt Heike lachend. „Von wegen! Die wusste genau, was von ihr erwartet wurde. Sie schnüffelte einmal kurz am Taschentuch der zu suchenden Person und startete direkt durch!“
Es gibt unterschiedliche Wege, einen Hund zum Mantrailer auszubilden. Wir beschreiben hier, wie Konya gelernt hat, einer menschlichen Spur zu folgen.
Punkt 1: Einen Lösungsweg finden
Zu Beginn wurden Konya einfache Aufgaben mittels sogenannter Basictrails gestellt. Die erste Strecke betrug nur etwa 20 Meter; auf dieser befanden sich in gewissen Abständen drei sichtbare Geruchsproben der zu suchenden Person.
Sobald Konya auf eine der Geruchsproben zusteuerte und die Nase daran hielt, gab es ein dickes Lob vom Frauchen. Als Konya die Person schließlich entdeckte – sie verbarg sich hinter dem Stamm einer Eiche -, startete eine regelrechte Jubel-Party, und es gab eine ganz besondere Delikatesse.
Konya erhielt zwar eine gewisse Unterstützung durch die Ausbilder und ihr Frauchen, fand ihren Lösungsweg aber letztendlich selbst.
Mit der Zeit wurde der Trail verlängert und die Geruchsproben auf dem Trail verschwanden außer Sicht, bis sie irgendwann gar nicht mehr verwendet wurden.
Punkt 2: Start- und Anzeigesignal etablieren
Damit Konya wusste, dass sie zu „arbeiten“ hatte, wurde ein Start-Signal etabliert. Dieses muss sich unbedingt von anderen Signalen und Wörtern im Alltag deutlich unterscheiden. Heike entschied sich für das Wort „Trail!“
Konya wurde der Individualgeruch vor die Nase gehalten, fast im selben Moment kam das Signal „Trail!“, und sie marschierte begeistert los.
Hatte sie die zu suchende Person gefunden, musste sie dies anzeigen. Heike brachte ihr unter Anleitung der Ausbilder bei, sich frontal vor diese Person hinzusetzen und einmal kurz zu bellen.
Wichtig ist an dieser Stelle, den Hund sofort und großzügig zu belohnen, am besten mit einer echten Delikatesse, die er sonst nie erhält. Konya steht auf gekochte Geflügelbrust, die Heike beim Mantrailing immer in einer Tupperdose dabei hat.
Punkt 3: Üben, üben, üben
Nachdem Konya verstanden hatte, was von ihr erwartet wurde, wurden die Anforderungen nach und nach erhöht. Die Trails wurde länger und anspruchsvoller. Es ging durch unterschiedliche Gelände, durch Wohngebiete, an spielenden Kindern und parkenden Autos vorbei, durch Waldgebiete und über Felder, über Kreuzungen mit und ohne Ampel und vieles mehr.
Später kamen weitere Herausforderungen dazu: Die zu suchende Person befand sich zum Beispiel einmal im Keller eines größeren Gebäudes, ein anderes Mal war sie die Strecke bereits 24 Stunden zuvor gegangen oder sie befand sich innerhalb einer Gruppe von Menschen.
Wichtig: Rituale etablieren
Der Ablauf des Mantrailing muss immer der gleiche sein. Das Trailing-Geschirr und die Trailing-Leine werden nur hier, nicht im Alltag verwendet. Sie werden zu Beginn des Mantrailing angezogen und anschließend wieder ausgezogen. Auch die Signale (Start, Anzeige) dürfen nicht wechseln oder an anderer Stelle verwendet werden.
Der Grund dafür ist einfach: Der Hund verknüpft diese Rituale, diese Sginale und diese Ausrüstung konkret mit der Arbeit des Mantrailens und hat somit stets die Sicherheit zu wissen, was zu tun ist.
Für welche Hunde ist Mantrailing geeignet?
Ganz ehrlich? Für alle! Es ist jedem Hund in die Wiege gelegt, einer Spur zu folgen – vom Chihuahua bis zur Deutschen Dogge sind alle mit Spaß und Leidenschaft dabei. Gerade die jagdlich ambitionierten Vierbeiner kommen bei diesem Sport absolut auf ihre Kosten und genießen das erfolgreiche Teamwork mit ihrem Menschen in vollen Zügen.
Selbst für unsichere und sogar ängstliche Hunde ist das Mantrailing eine tolle Möglichkeit, Erfolge zu erzielen und selbstsicherer zu werden. Sie nehmen bei der Arbeit nur bestimmte Dinge in der Umwelt wahr und können dabei die Reize, die sie sonst verunsichern, besser ausblenden.
Auch Hunde mit körperlichem Handicap profitieren sehr davon, auf gelenkschonende Weise in ihrem eigenen Tempo ihrer Leidenschaft nachzugehen und zum Schluss ein dickes Lob und die tollste Belohnung der Welt zu erhalten.
Was benötigen Sie fürs Mantrailing?
- viel Zeit und Lust, mit Ihrem Hund gemeinsam zu arbeiten und Erfolge zu feiern
- ein Auto, in dem Ihr Hund vor dem Einsatz warten und sich nach dem Einsatz ausruhen kann
- Wasser für den durstigen Vierbeiner
- ein Halsband, ein gut sitzendes Brustgeschirr, eine Schleppleine von ca. zehn Metern Länge
- eine Warnweste für Sie, ein Leuchthalsband oder ähnliches für Ihren Hund, falls Sie im Dunkeln trailen
- die beste Belohnung, die es für Ihren Hund geben kann
Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar 🙂
Euer 4Pfoten-Urlaub-Team