Impulskontrolle – was Sie darüber wissen sollten

Impulskontrolle – was Sie darüber wissen sollten

4Pfoten-Urlaub Geduld mein Freund
4Pfoten-Urlaub Impulskontrolle

In einem früheren Artikel haben wir Ihnen unterschiedliche Übungen genannt und beschrieben, wie Ihr Vierbeiner lernen kann, seine Impulsivität zu kontrollieren. In diesem Artikel tauchen wir tiefer in das Thema „Impulskontrolle“ ein und beantworten die Fragen:

  • Was ist Impulskontrolle?
  • Welche Faktoren können das impulsive Verhalten Ihres Hundes beeinflussen?
  • Was sollten Sie beim Training zur Impulskontrolle berücksichtigen?

Aber vorweg beschäftigen wir uns mit der Frage, warum Ihr Hund überhaupt in der Lage sein sollte, seine Impulsivität zu kontrollieren.

Warum Impulskontrolle?

Wir könnten Ihnen unzählige Szenarien beschreiben, in denen es gut gewesen wäre, hätte Ihre Fellnase ihrem Impuls nicht unkontrolliert nachgegeben. Beschränken wir uns zunächst auf zwei:

  1. Sie gehen mit Ihrem Hund im Urlaub entspannt an lockerer Leine spazieren. Ihr Weg führt Sie durch den Ort, in dem sich Ihr Urlaubsdomizil befindet. Auf der anderen Straßenseite erblickt Ihr Vierbeiner plötzlich einen potenziellen neuen besten Hundekumpel, den Sie noch gar nicht wahrgenommen haben. Bevor Sie auch nur nach Luft schnappen können, versucht er mit geballter Kraft, Sie über die Straße zu zerren. Was, wenn gerade in diesem Augenblick ein LKW heranrollt?

  2. Sie möchten Ihrem Hund sein Abendessen servieren, kommen aber kaum dazu, den Napf auf dem Boden abzustellen. Ihre Fellnase springt an Ihnen hoch, schlägt Ihnen den Napf aus der Hand und macht sich hektisch über die Futterbrocken her, die nun im ganzen Raum verteilt liegen. Wie schön wäre es doch, wenn es stattdessen eine ruhige „Zeremonie“ gäbe, in deren Verlauf Sie den Napf in Ruhe abstellen und dann Ihrem hungrigen Vierbeiner mit einem Signal erlauben, das Dinner zu genießen.

Was ist Impulskontrolle?

4Pfoten-Urlaub Impulskontrolle
4Pfoten-Urlaub bloß nicht schütteln

Den Begriff „Impulskontrolle“ können Sie mit Selbstbeherrschung oder Selbstkontrolle gleichsetzen. Gemeint ist damit die bewusste Kontrolle über die eigenen Handlungen und über Emotionen, die eine Handlung auslösen. Gemeint ist damit aber auch die Fähigkeit, eine Handlung zu beenden, damit eine neue gezeigt werden kann. Bei einem Hund ist dies zum Beispiel der erfolgreiche Abruf aus dem Spiel. Bei einem Menschen ist es beispielsweise das Abschalten des Fernsehers, um den Abwasch zu erledigen.

Übrigens: Impulsivität und Impulskontrolle sind gleichermaßen wichtig im Alltag oder Urlaub mit Hund! Der eindeutige Beweis: Soll Ihr Vierbeiner sofort und ohne Zögern auf Ihr Rückrufsignal reagieren, ist impulsives Verhalten wie das Kehrtmachen auf dem Absatz, um in Ihre Richtung zu flitzen, durchaus erwünscht. Oder? Und dieses reflexhafte Reagieren funktioniert ohne Impulsivität nun einmal nicht.

In anderen Situationen – siehe die beiden Beispiele weiter oben – ist impulsives Verhalten jedoch nicht so unbedingt erwünscht. Ihr Hund sollte Impulskontrolle also nicht nur erlernen; das Erlernte muss auch sorgfältig gepflegt werden. Wie? Üben, üben, üben…

Welche Faktoren können das impulsive Verhalten Ihres Hundes beeinflussen?

Der eine Hund ist impulsiver als der andere. Während der eine Vierbeiner in sich selbst ruht und das Leben gelassen nimmt, ist der andere ständig „auf dem Sprung“. Woher kommen diese Unterschiede?

  • Sie können rassebedingt sein.

    Die griechische Bracken-Mix-Hündin Konya meiner Bekannten Heike flippte im vergangenen Sommer fast aus, als neben ihr im Weizenfeld plötzlich ein Reh auftauchte. Konya ist die geborene Jägerin, dazu sind Bracken nun einmal da. Und sie wollte hinterher. Um jeden Preis. Gut, dass sie angeleint war… Ihr Kumpel Oskar, ein Herdenschutzhund-Mix, schaute nur einmal kurz über die Schulter und nahm dann mit Frauchen Blickkontakt auf: „Jo, war wohl ein Reh. Können wir jetzt weitergehen?“


  • Sie können am Alter liegen.

    Je jünger der Hund ist, desto schwerer fällt es ihm, sein impulsives Handeln zu kontrollieren. Das hat schlicht mit seiner Entwicklung zu tun, die wiederum eng mit Neugier und Abenteuerlust zusammenhängen. Dennoch sollten Sie so früh wie möglich gewisse Situationen trainieren. So süß es aussieht, wenn der Welpe sich ins Geschirr hängt, um auf die andere Straßenseite zu gelangen – bei einem ausgewachsenen 30 kg-Hund ist das dann gar nicht mehr süß… Warum es jungen Hunden so schwer fällt, Impulskontrolle auszuüben, darauf kommen wir später in diesem Artikel zurück.


  • Es kann am Körper- und Knochenbau liegen.

Je mehr Grundsubstanz ein Hund besitzt, also je größer und massiger sein Körper ist, desto besser hat er seine Impulsivität unter Kontrolle. Damit sind keine übergewichtigen Hunde gemeint, sondern es geht hier wirklich um die Stärke und die Breite des Körper- und Knochenbaus!

Als Faustregel lässt sich sagen: Je schmaler und leichter der Körper eines Hundes „gebaut“ ist, desto stärker arbeitet der Stoffwechsel. Und dies kann (muss nicht!) zu einem weniger stabilen Nervenkostüm führen.


  • Es kann am Stress liegen.

    Impulsivität kann symptomatisch auf Verhaltensprobleme hindeuten. Hunde, die im Alltag ihre Probleme haben, haben Stress. Sie haben beispielsweise Probleme mit dem Alleinsein oder mit Begegnungen fremder Artgenossen. Stress und Impulskontrolle sind wenig miteinander vereinbar.

Sollte Ihr Hund seine Impulsivität trotz sorgfältig aufgebautem Training nicht oder wenig kontrollieren können, prüfen Sie bitte, ob er möglicherweise aufgrund unerkannter Probleme unter Stress leidet.

Was sollten Sie im Impulskontroll-Training berücksichtigen?

4Pfoten-Urlaub Impulskontrolle
4Pfoten-Urlaub eine gute Übung für die Impulskontrolle

Es gibt einige wichtige Punkte, die Ihnen helfen können, das Training zur Impulskontrolle mit viel Geduld und Gelassenheit aufzubauen. Wenn Sie wissen, wo Ihr Vierbeiner naturgemäß an seine Grenzen stößt, können Sie mit Verständnis reagieren statt mit Frust. Ihr menschlicher Frust bedeutet Stress für Ihren Hund. Und Sie wissen ja: Gestresste Hunde sind kaum ansprechbar; und lernen können sie unter Stress so gut wie gar nicht.

Lassen Sie diesen Teufelskreis am besten gar nicht erst entstehen und bedenken Sie folgende Punkte:

  1. Ihr Hund kann sein Wissen zur Impulskontrolle nicht generalisieren!

    Er soll vor dem gefüllten Napf warten, bis Sie diesen freigeben? Üben Sie mit dem Napf!

Er soll angesichts einer sitzenden Katze ruhig stehenbleiben? Üben Sie mit einer sitzenden Katze!

Er soll entspannt an anderen Hunden vorbeigehen? Üben Sie das Vorbeigehen an anderen Hunden.

Ihr Hund ist naturgemäß nicht in der Lage, das an einem Objekt Erlernte an einem anderen anzuwenden. Er kann sein Wissen nicht transferieren.


  1. Impulskontrolle macht müde und verringert die Konzentrationsfähigkeit

    Sie haben mit Ihrem Vierbeiner geübt, an anderen Hunden vorbeizugehen. Er war brav und hatte seinen übermächtigen Wunsch, die Artgenossen auf welche Art auch immer zu begrüßen, beeindruckend gut unter Kontrolle. Viel mehr geht nun aber nicht.

    Impulskontrolle auszuüben, ist alles andere als einfach. Es erfordert höchste Konzentration und macht müde, müde, müde. Die nächste Anforderung in Sachen Impulskontrolle wird er längst nicht mehr so gut erfüllen – das gilt für uns Menschen übrigens gleichermaßen!


  2. Stress reduziert die Fähigkeit zur Impulskontrolle

    Der präfrontale Kortex im Gehirn sorgt dafür, dass Ihr Hund überhaupt in der Lage ist, Impulse und vor allem Emotionen zu kontrollieren. Bei jungen Hunden entwickelt sich der präfrontale Kortex zuletzt. Das ist der Grund, warum es den Hundekindern und -teenies so schwer fällt, Impulskontrolle zu zeigen. Erwarten Sie daher bitte nicht zu viel von den „Youngstern“.

    Die Leistungsfähigkeit des präfrontalen Kortex hängt bei einem ausgewachsenen Hund unter anderem auch von seinem Alter und vom aktuellen Stresslevel ab. Je höher der Cortisollevel ansteigt, desto weniger Impulskontrolle ist möglich.

Im nächsten Artikel werden wir das Thema „Impulskontrolle“ weiter vertiefen. Denn je mehr Sie darüber wissen, desto zielgenauer und hundgerechter können Sie mit Ihrem Vierbeiner üben. Viel Spaß dabei!

Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar 🙂

Euer 4Pfoten-Urlaub-Team

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