Auslandstierschutz – Reisekrankheiten bzw. Mittelmeer-Krankheiten

Thema: Auslandstierschutz

Reisekrankheiten bzw. Mittelmeer-Krankheiten – Teil I

4Pfoten-Urlaub Reisekranheiten bei Hunden
4Pfoten-Urlaub Mittelmeerkrankheiten beim Hund

Der geläufige Begriff „Mittelmeer-Krankheiten“ bezeichnet eine Reihe von (Hunde-)Krankheiten, die in erster Linie im Mittelmeerraum auftreten. Sie werden von Hunden nach Deutschland „importiert“, die dort mit ihren Menschen den Urlaub verbracht und sich infiziert haben, sowie von Tierschutz-Hunden, die aus diesen Ländern adoptiert werden.

Tierärzte empfehlen, jeden (!) Hund, der nach Deutschland (wieder) einreist, auf diese Krankheiten testen zu lassen. Die Tierschutz-Vereine sorgen dafür, dass ein solcher Test noch vor der Ausreise durchgeführt wird, legen aber in der Regel vertraglich fest, dass er nach einem gewissen Zeitraum im neuen Zuhause wiederholt wird, um alle Eventualitäten auszuschließen und mit einer notwendigen Behandlung zeitnah beginnen zu können.

Welche Krankheitserreger können Ihren Hund betreffen und wie werden sie nachgewiesen und behandelt?

Im Folgenden nennen und beschreiben wir Ihnen drei der am häufigsten auftretenden Reisekrankheiten, informieren über mögliche und wahrscheinliche Symptome sowie über die Behandlungsmöglichkeiten. Weitere Erkrankungen (Herzwurm, Hautwurm und Rikettsiosen) beschreiben wir in einem Folgeartikel.

Falls Sie konkrete Fragen haben oder weitergehende Informationen wünschen, wenden Sie sich bitte direkt an Ihren Tierarzt!

Hepatozoonose

Der Erreger Hepatozoon canis zählt zu den parasitären Einzellern (Coccidien). Übertragen wird er vor allem durch das Verschlucken oder Zerkauen infizierter Zecken. Auch eine Übertragung durch die Mutter auf die Welpen während der Trächtigkeit ist möglich. Infizierte Hündinnen werden in jedem Fall von der Zucht ausgeschlossen. Vermutet wird außerdem eine Übertragung durch Kontakt mit Fuchs-Aas.

Die Erreger bohren sich durch die Darmwand in unterschiedliche Organe. Betroffen sind vor allem die Milz und Lymphknoten sowie das Knochenmark. Außerdem befallen sie Endothelzellen (innerste Zellschicht der Blutgefäße) und damit die Leukozyten (weiße Blutkörperchen). Ursprünglich stammt der Erreger aus Afrika; er wurde über Hafenstädte nach Europa gebracht. Über den Fuchs verbreitet er sich weiter in den Norden und wird auch über infizierte Hunde nach Deutschland importiert.

Symptome zeigen sich nicht immer, und sie sind eher untypisch. Eine Hepatozoonose wird daher häufig nur durch Zufall während einer Routine-Untersuchung des Blutes festgestellt. Zu den akuten Symptomen zählen Fieber, (häufig blutiger) Durchfall und Erbrechen, geschwollene Lymphknoten, Ausfluss aus Nase und Augen, Muskelschmerzen und -entzündungen, steifer Gang und neurologische Symptome. Treten die Symptome zyklisch auf, gehen sie oft mit Blutarmut und Abmagerung einher. Als Spätfolgen sind Nierenschäden möglich.

In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung asymptomatisch, eine Behandlung ist dann nicht notwendig. Behandelt werden die Symptome, denn die Erreger selbst können nach aktuellem Stand nicht eliminiert werden. Sind die Hunde positiv auf Hepatozoon getestet, aber klinisch gesund, sollten sie möglichst stressfrei und vor allem gesund leben.

Zur Vorbeugung wird eine Zeckenprophylaxe dringend empfohlen – hauptsächlich auch bei symptomfreien, infizierten Hunden, denn sie können die Krankheit übertragen. Im Dezember und im Januar ist der Erreger übrigens mittels PCR häufig nicht nachweisbar. Grund dafür ist der typische Entwicklungszyklus der Coccidien – sie sind in dieser Zeit inaktiv.

Für den Menschen besteht keine Infektionsgefahr.

Babesiose (Hunde-Malaria)

4Pfoten-Urlaub Auslandstierschutz
4Pfoten-Urlaub Reisekrankheiten bei Tierschutzhunden aus dem Ausland

Die Erreger Babesia canis, B. vogeli und B. annae gehören zu den Protozoen (einzellige Parasiten) und werden durch Zecken beim Blutsaugen übertragen. Die Übertragung beginnt etwa 12 Stunden, nachdem die Zecke sich angeheftet hat. Die Babesiose ähnelt der Malaria beim Menschen. Die Erreger vermehren sich in den roten Blutkörperchen und zerstören sie. Außerdem kann die Krankheit durch Bluttransfusionen übertragen werden.

Diese Krankheit kommt in allen mediterranen Ländern Europas vor. Inzwischen ist sie durch Zecken so weit verbreitet, dass sich Hunde in Deutschland sowie in den Niederlanden über einen Zeckenbiss infizieren können.

Nach dem Biss einer infektiösen Zecke dauert es etwa eine bis drei Wochen, bis beim Hund hohes Fieber eintritt. Unbehandelt kann die Krankheit in der akuten Phase zum Tod führen. Zu den weiteren typischen Symptomen der Babesiose zählen Appetitlosigkeit, Mattigkeit bis Apathie, Gewichtsverlust, Blutarmut (Anämie) sowie Gelbsucht mit dunkelbraunem Urinabsatz.

Da die Blutzellen entzündet sind und zerstört werden, treten häufig Leber- und Milzvergrößerungen, Thrombozytopenien (Einblutungen in Organen oder in der Haut) und Blutgerinnungsstörungen auf. Auch Lähmungen und epilepsieähnliche Symptome sind möglich.

Hunde, die die Krankheit überstehen oder einen chronischen, dafür milderen Verlauf hatten, bleiben eine lebenslange Infektionsquelle. Der Erreger kann nicht vollständig eliminiert werden; allerdings sind Jungtiere häufig durch die Antikörper in der Muttermilch geschützt. Sie sind selbst immun, können die Krankheit aber trotzdem übertragen.

Für den Menschen stellt die Krankheit keine Gefahr dar.

Leishmaniose

Bei dem Erreger Leishmania infantum handelt es sich ebenfalls um einzellige Parasiten (Protozoen). Übertragen wird er nach dem Stich durch den Saugakt der Sandmücken, die ihren Namen aufgrund ihrer Färbung (nicht ihres Lebensraums) erhalten haben. Die Mücken kommen vor allem in feuchten Hinterland-Regionen vor und begeben sich ausschließlich nachts auf die Suche nach Blut. Der Anteil infizierter Hunde ist vor allem im mediterranen Raum sehr hoch. Inzwischen treten die Sandmücken auch in Deutschland auf.

Die Vermehrung der Leishmanien findet in den weißen Blutkörperchen statt, vornehmlich im Knochenmark und in den Lymphknoten. Sie schädigen innere Organe wie Nieren, Milz und Leber. Die Symptome sind zum Teil sehr unterschiedlich: starker Gewichtsverlust, Schäche, Durchfall und Erbrechen, Haarverlust, Entzündung der mittleren Augenhaut (Uveitis) und Brillenbildung, erhöhtes Krallenwachstum sowie schuppig-krustige Ekzeme hauptsächlich am Kopf, an den Ohren und an der Nase.

Bei der Leishmaniose handelt es sich um eine Zoonose, sie kann also durch den Stich der Sandmücke auch auf den Menschen übertragen werden. Krankheitsbilder entstehen in der Regel aber nur, wenn der Mensch eine Immunschwäche aufweist. Gefährdete Personen sollten infizierte Hunde mit offenen Ekzemen meiden, um eine Übertragung infizierter weißer Blutkörperchen im Wundsekret zu verhindern. Eine direkte Übertragung vom Hund auf den Menschen wurde bisher nicht festgestellt. Ausgeschlossen wird die Übertragung durch Hundespeichel.

Eine weitere Übertragungsmöglichkeit besteht während der Trächtigkeit vom Muttertier auf die Welpen, während des Deckaktes sowie mittels Bluttransfusion.

Die Krankheit lässt sich nicht heilen, die Erreger können nicht eliminiert werden. Die Behandlung einer klinischen Leishmaniose ist jedoch möglich. Der infizierte Hund gilt als chronisch krank und verlangt regelmäßige Untersuchungen, um dem behandelnden Tierarzt gezielte Entscheidungen zur Medikamentengabe zu ermöglichen. Ist der Infektionstiter niedrig, steht einem symptomfreien Leben kaum etwas im Weg.

Zur Verbeugung wird empfohlen, in Risikogebieten stechmückenabschreckende Präparate einzusetzen und dämmerungsaktive Zeiten zu meiden. Außerdem sollten infizierte Hunde konsequent von der Zucht ausgeschlossen werden.

Und hier geht es mit dem 2. Teil weiter.

Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar 🙂

Euer 4Pfoten-Urlaub-Team

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